Das Modellprojekt „AppDoc – Online Hautarzt“ ermöglicht bei Hautproblemen jeder Art eine erste Einschätzung durch qualifizierte Hautfachärzte aus Baden-Württemberg einzuholen. Mittlerweile wurden über 2.500 Patienten online beraten. Nun ist das Modellprojekt für Betroffene und Hautarztpraxen bundesweit offen.
(Heidelberg – 05.06.2020) In der Corona-Krise können Praxen aus ganz Deutschland so ihre Patienten online und ohne Ansteckungsgefahr versorgen. Entwickelt wurde die App von Mitarbeitern des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg.
Drei Bilder aus unterschiedlichen Abständen und Winkeln und ein interaktiver Anamnesebogen: Mehr brauchte es für Patienten aus Baden-Württemberg nicht, um im Rahmen eines Modellprojekts eine fachärztliche Ersteinschätzung bei Hautproblemen jeder Art zu bekommen. Die Nutzer mussten in der Regel weniger als eine Stunde auf die Rückmeldung warten.
Etwa 2.500 Patienten wurden bisher bei Hautproblemen online unterstützt. „Etwa 70 Prozent der Patienten konnten so beraten werden, dass diese nicht mehr in die Praxis mussten. In über 90 Prozent der Fälle war anhand der eingesandten Bilder eine Diagnose möglich“, sagt Wiebke Sondermann, Oberärztin an der Universitäts-Hautklinik Essen und Leiterin der externen wissenschaftlichen Evaluation des Modellprojekts.
„Nur wenige Minuten auf die individuelle ärztliche Beratung warten zu müssen, ohne dafür in die Praxis zu fahren – das findet Zuspruch“, sagt Jochen Utikal, Leiter der klinischen Kooperationseinheit für Dermatoonkologie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und lokaler wissenschaftlicher Beirat von „AppDoc“.
Besondere Relevanz bekommt das Angebot in der Corona-Krise: Nicht nur die Patientenzahlen für die Online-Diagnostik verdoppelten sich in kürzester Zeit, auch viele Hautärzte wollten ihren Patienten über die interaktive Plattform eine Online-Beratung ohne Ansteckungsgefahr anbieten – dies war jedoch bis zuletzt außerhalb Baden-Württembergs für das Modellprojekt aus berufsrechtlichen Gründen nicht möglich.
Erst vor wenigen Wochen genehmigte die Landesärztekammer die Ausweitung des Dienstes auf andere Bundesländer: „So können wir viele Hautarztpraxen schnell entlasten und gleichzeitig auch für Patienten die Gefahr einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 substantiell reduzieren“, sagt der Initiator des Online Hautarztes, Titus Brinker, Assistenzarzt an der Universitäts-Hautklinik am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und Leiter der App-Entwicklung am DKFZ und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg.
In Zukunft können Patienten bei dem neuen Dienst über eine Radiusfunktion Hautärzte aus der Nähe auswählen, die sie bereits persönlich kennen. Für die teilnehmenden Fachärzte ist der digitale Service nach der Gebührenordnung für Ärzte abrechenbar. Der Patient bezahlt eine Service-Gebühr in Höhe von 19 Euro.
Quellen: Pressemitteilung des Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg vom 08.04.2020: Fachärztliche Diagnostik ohne Ansteckungsgefahr: „Online Hautarzt vor Ort“
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